Filmklasse

 

Montag | 03.06.2024 | 19:00 h

Filmforum Golden Evergreens: Kurz und großartig

(kuratiert und präsentiert von Michael Brynntrup)

Dieses Programm versammelt oft gezeigte und ewige Must-Sees der reichhaltigen Experimentalfilmgeschichte. Schon zwei Mal fand im Filmforum die Klassikerreihe '100 Jahre in 1000 Minuten' statt. Über mehrere Semester verteilt wurden -jeweils chronologisch- die Klassiker des Experimentalfilms präsentiert: 'Klassiker reloaded'. Auch in diesem Programm zeigen wir Experimentalfilme und Videokunst in einer Zeitreise durch die Jahrzehnte: Die letzten 50 Jahre des letzten Jahrtausends (in 75 Minuten) bis zur 'Jahrtausendwende'. (MB)

 

Filmprogramm (75 min)

Maya Deren - Meshes of the Afternoon
14 min | 1943 | internet (16mm) | bw | silent | US

Kenneth Anger - Fireworks
14 min | 1947 | DVD (16mm) | bw | sound | OV (nodialog) | US

Bruce Conner - A Movie
12 min | 1958 | internet (16mm) | bw | sound | OV (nodialog) | US

Lutz Mommartz - Selbstschüsse
6 min | 1967 | digifile (16mm) | bw | sound | OV (nodialog) | BRD

Chantal Akerman - Saute ma ville
13 min | 1968 | DVD (35mm) | bw | sound | OV (nodialog) | BE

Bill Viola - The Reflecting Pool
7 min | 1979 | DVD (Videotape) | col | mono | OV (nodialog) | US

SchmelzDahin - Stadt in Flammen
5 min | 1984 | HDfile (Super8) | col | sound | OV (nodialog) | BRD

Maxi Bade - Jahrtausendwende
4 min | 1996 | digifile (HI8) | col | sound | OV (nodialog) | DE

 

Filmbeschreibungen (einzeln):

Maya Deren - Meshes of the Afternoon
14 min | 1943 | internet (16mm) | bw | silent | US
"This film is concerned with the interior experiences of an individual. It does not record an event which could be witnessed by other persons. Rather, it reproduces the way in which the subconscious of an individual will develop, interpret and elaborate an apparently simple and casual incident into a critical emotional experience." (Maya Deren)
Maya Deren (1917-1961) war Avantgarde-Regisseurin, Filmtheoretikerin und Voodoo-Priesterin. 1922 Migration der Familie aus der Ukraine in die USA. Besucht die Syracuse University, wo sie ihr Interesse für Film entdeckt. 1939 M.A in Englischer Literatur und Lyrik. 1943 erster Film „Meshes of the Afternoon“ zusammen mit Ehemann Alexander Hamid. Organisation unabhängiger Filmvorführungen in New York. Nach ihr ist der „Maya Deren Independent Film and Video Artists Award“ benannt.

Kenneth Anger - Fireworks
14 min | 1947 | DVD (16mm) | bw | sound | OV (nodialog) | US
"Fireworks" ist die Geschichte eines jungen Mannes, der von einer Bande perverser Matrosen misshandelt wird. "Als ich den Film drehte, war Homosexualität illegal. Man konnte schon im Gefängnis landen, wenn man sich jemandem nur genähert hatte."
Kenneth Anger (1927-2023) Santa Monica; Satanist, Homosexueller, Erfinder des Hollywood Trash, vor allem aber Großmeister des amerikanischen Underground-Kinos. Kenneth Anger will lieber als Magier bewegter Bilder bezeichnet, als nur auf Regie reduziert werden.

Bruce Conner - A Movie
12 min | 1958 | internet (16mm) | bw | sound | OV (nodialog) | US
„A Movie“ is an experimental film in which Bruce Conner put together snippets of found footage, taken from B-movies, newsreels, soft-core pornography, novelty short films, and other sources, to a musical score featuring Respighi's 'The Pines of Rome'.
Bruce Conner (1933-2008) zählte neben Stan Brakhage, Ken Jacobs, Jonas Mekas oder Andy Warhol zu den Stars der Undergroundfilmszene der späten 1950er- und 1960er-Jahre. 1988 wurde er mit dem „Maya Deren Independent Film and Video Artists Award“ des American Film Institute ausgezeichnet.

Lutz Mommartz - Selbstschüsse
6 min | 1967 | digifile (16mm) | bw | sound | OV (nodialog) | BRD
Die optische Biographie eines unkonventionellen Filmemachers, der die Kamera gegen sich selbst richtet. Er spielt mit ihr, wirft sie in die Luft, rast über die Wiesen, filmt seine Bewegungen, sein Gesicht und seine Hände. Das Godard'sche Bonmot vom Filmen als 'Wahrheit 24 mal in der Sekunde' hat Mommartz in seinen Filmen wie kaum ein anderer bewusst gemacht.

Chantal Akerman - Saute ma ville
13 min | 1968 | DVD (35mm) | bw | sound | OV (nodialog) | BE
Ihr erstes Prachtexemplar von verwegenem Film, 'Saute ma ville' drehte sie, gerade 18 Jahre alt, auf 35 mm, ohne Geld oder Unterstützung durch irgendwelche Institutionen. «Eines Tages wollte ich einen Film über mich selbst machen. Das war Saute ma ville . Ich brauchte eine Kamera, Film, Licht und jemanden, der die Kamera bediente. Ich fragte einen Bekannten, ob er mir dabei helfen würde, und jemand anderes hat mir die Kamera geliehen. Wir kauften ein bisschen Filmmaterial und drehten den Film in einer Nacht. Und dann habe ich ihn geschnitten.» Akerman ging einige Monate auf eine Filmhochschule (INSAS) in Brüssel, die sie abbrach, weil ihr nicht erlaubt wurde, unmittelbar mit dem Filmemachen loszulegen. [...]
(https://www.viennale.at/)

Bill Viola - The Reflecting Pool
7 min | 1979 | DVD (Videotape) | col | mono | OV (nodialog) | US
The Reflecting Pool – "Man wird hineingezogen in dieses Spiel von Spiegelungen und Reflexionen, Anwesenheit und Abwesenheit, Körperbildern und Phantomen - und soll in eine poetische Verzauberung und eine magische Vertauschung des Imaginären und Realen hineingeraten" (Hartmut Böhme).

SchmelzDahin - Stadt in Flammen
5 min | 1984 | HDfile (Super8) | col | sound | OV (nodialog) | BRD
Dieser Found-Footage-Film basiert auf Szenen aus dem franko-kanadischen Spielfilm „Ville en flamme“. Vor der Schnitt- und Tonbearbeitung wurde das Ausgangsmaterial im Garten vergraben, gezielt Bakterien und Mikroben ausgesetzt und dann im Moment der Verflüssigung der Emulsion kopiert.
Schmelzdahin sind Jochen Lempert (*1958), Jochen Müller (*1959), Jürgen Reble (*1956); 1979 Gründung der Gruppe; experimentelle Filmforschung im Bereich der Aufnahme, Materialbearbeitung, Montage und Beschäftigung mit der Vergänglichkeit der Dinge; innerhalb von zehn Jahren entstehen an die 20 Kurzfilme; 1989 Auflösung der Gruppe.

Maxi Bade - Jahrtausendwende
4 min | 1996 | digifile (HI8) | col | sound | OV (nodialog) | DE
We look at a flock of sheep that stares at us. The view doesn't change. In the lower half of the picture we can recognize a digital clock that shows the count-down. The distance between the sheep and the viewers cannot be bridged over despite the intensive sight-contact. Do both sides stare at each other or do they observe an object that lies between them- maybe the projection spot? Sheep and on-looker (viewers) stare at each other really tense without being able to get into contact. The flock remains automative, chewing, grazing and staring.
Maxi Bade was born in Munich in 1975. The year 1995 he spent in the Ukraine. East Europe is the topical base of his work. Mainly he works installative with photographs, video and performance.



[ Abbildung oben: aus dem Film ‚Fireworks' (1947) von Kenneth Anger ]